Menschen mit Demenz
Spezielles Konzept für unsere Bewohner:innen
Menschen mit demenziellen Erkrankungen und Einschränkungen machen mittlerweile einen großen Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen aus. Deshalb sind besondere und spezifische Pflege- und Betreuungskonzepte für diese Betreuungsgruppe wichtig. Nach solch einem Konzept arbeiten wir im GFO-Pflegezentrum St. Hildegard.
Für Menschen mit fortgeschrittener Demenz ist eine aktive Auseinandersetzung mit der Lebensphase Alter – wie bei der aktivierenden Begleitung – nicht möglich. Eine Demenzerkrankung ist vergleichbar mit einer dauerhaften, nicht enden wollenden Krisenerfahrung. Leben mit Demenz bedeutet Leben in Unsicherheit und oftmals in Angst. Sich selbst als Person wahrzunehmen, ist ohne Hilfe kaum mehr möglich. Diese Menschen brauchen Orientierung im „Hier und Jetzt“.
Die Pflege und Betreuung demenzerkrankter Bewohner basiert auf der Mitte der 80-er Jahre postulierten ethischen und anthropologischen Ansatz von Tom Kitwood (Demenz, Der personenzentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen, 2008). Tom Kitwood erachtet neurologische Beeinträchtigungen, die gesundheitliche Verfassung und körperliche Leistungsfähigkeit, die Lebensgeschichte, die Persönlichkeit sowie die Sozialpsychologie als potenzielle Einflussgröße auf die Art und Weise, wie eine Person mit Demenz handelt, fühlt und denkt.
Respekt und Würde
Nach Kitwood geht es in der Betreuung demenziell erkrankter alter Menschen im Wesentlichen darum, sich trotz der einschneidenden Veränderungen als Person und nicht als Objekt zu erfahren. Jeder Mensch, egal wie stark dement er auch ist, besitzt einen absoluten Wert an sich, der es erfordert, einander in tiefem Respekt, mit Würde zu begegnen. Kerngedanke dabei ist, dass die Beziehung zum Betreuenden das wichtigste „Medikament“ für Menschen mit Demenz darstellt. „Der Kontakt mit Demenz…. kann und sollte uns aus unseren üblichen Mustern der übertriebenen Geschäftigkeit, der Betonung des Kognitiven und der Geschwätzigkeit herausführen in eine Seinsweise, in der Emotion und Gefühl mehr Raum gegeben wird“ (Kitwood, Demenz, S. 23).
Zentrale Bestandteile dieses Ansatzes sind die Grundbedürfnisse des Menschen, der Wunsch nach Identität, Bindung, Bestätigung, Einbezogenwerden, Geborgenheit. Im Zentrum dessen stehen Liebe und Wertschätzung. Geprägt durch unser christliches Menschenbild versuchen wir, Menschen mit Demenz das zugeben, was sie brauchen, damit sie gut leben können und sich in der Einrichtung wohl fühlen. Ausdruck findet diese Haltung unter anderem in einer wertschätzenden Kommunikation (integrative Validation).
Fähigkeiten fördern
Die Betreuungs- und Aktivierungsangebote für Menschen mit Demenz sollten sich deshalb weniger an den kognitiven Einschränkungen orientieren, sondern an den vorhandenen Ressourcen und Fähigkeiten sowie den individuellen Bedürfnissen.
Die Körperpflege findet anleitend statt und wird bei Bedarf unterstützt oder übernommen. Die Pflegeplanung nach Tagesstruktur wird unter Einbeziehung aller biografischen Kenntnisse und – falls möglich – unter Einbeziehung der Angehörigen erstellt und evaluiert.
Der gewohnte Alltag mit seinen Anforderungen bietet die beste Orientierung für Menschen mit Demenz. Der Tagesablauf orientiert sich so weit als möglich an der Lebensgeschichte, den Gewohnheiten und Vorlieben des Einzelnen verbunden mit einer speziellen Förderung der Gedächtnisfunktionen durch ganzheitliches Gedächtnistraining. Durch das aktive Einbeziehen der Bewohner:innen in die alltäglichen Abläufe werden Erinnerungen geweckt und damit die Orientierungsfähigkeit möglichst erhalten.
Die Mitarbeitenden wenden als wertschätzende Kommunikation über Lebensthemen die integrative Validation nach Nicole Richards an. Das Ansprechen über die Lebensthemen unterstützt das Personsein des Bewohners. Diese Form der Validation ist der rote Faden, der sich durch die Begleitung von Menschen mit Demenz zieht.